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العنوان
Erinnerungsdiskurs und Geschlecht in der deutschsprachigen Literatur im 21. Jahrhundert anhand exemplarischer Romane /
المؤلف
Ahmed, Dalia Hazem.
هيئة الاعداد
باحث / داليا حازم أحمد محمد
مشرف / باهر الجوهري
مشرف / علا عادل عبد الجواد
مشرف / هند إبراهيم
تاريخ النشر
2024.
عدد الصفحات
381 p. ;
اللغة
الألمانية
الدرجة
الدكتوراه
التخصص
اللغة واللسانيات
تاريخ الإجازة
1/1/2024
مكان الإجازة
جامعة عين شمس - كلية الألسن - اللغة الألمانية
الفهرس
Only 14 pages are availabe for public view

from 381

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Abstract

Ziel der vorliegenden Arbeit ist, das Erinnern bei Männern und Frauen zu untersuchen, um zu verstehen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten dabei auftreten und welche Erinnerungsstrategien vorkommen. Dabei werden drei Romane behandelt: Der Russe ist einer, der Birken liebt von Olga Grjasnowa, Herkunft von Saša Stanišić und Winterbergs letzte Reise von Jaroslav Rudiš. In jedem Roman befinden sich männliche und weibliche Hauptfiguren, die sich erinnern und auch vergessen. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, Prozesse des Erinnerns bei diesen Figuren zu untersuchen.
Die vorliegende Arbeit beruht auf den folgenden theoretischen Ansätzen: Aleida Assmanns vier Modellen der Vergangenheitsbewältigung, Astrid Erlls Modi der Rhetorik des kollektiven Gedächtnisses und der Auseinandersetzung mit dem Begriff Erinnerungsorte und der Beziehung zwischen Ort und Erinnerung. Diese Arbeit beginnt mit einer Einleitung und gliedert sich dann in drei Kapitel. Am Ende sind die Ergebnisse der Arbeit zu finden.
In der Einleitung werden Fragestellung, Gegenstand und Ziel der Arbeit, Forschungsstand und Methodik der Arbeit dargestellt. Außerdem werden einige Begriffe erklärt.
In dem ersten Kapitel werden die theoretischen Ansätze näher untersucht. Dabei werden Erinnerungskultur und Gedächtnistheorien behandelt. Außerdem wird die Aufmerksamkeit auf die Gedächtnisformen und Aleida Assmanns Modelle der Vergangenheitsbewältigung gelenkt, welche durch die Modi von Astrid Erll erweitert werden. Zusätzlich dazu wird mit Kriegserlebnissen, europäischer Erinnerungskultur, Relation von Gedächtnis und Gender Studies, der deutschsprachigen Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert und der Auswahl der Romane auseinandergesetzt.
Das zweite Kapitel bietet die inhaltliche Interpretation der drei Werke an. Das Hauptziel ist die Rolle der literarischen Fiktion bei der Erinnerungsarbeit zu untersuchen. Dabei werden die traumatischen Erlebnisse und die zur Erscheinung kommenden Gedächtnisformen bei den Romanfiguren untersucht. Außerdem wird mit den Erinnerungsstrategien auseinandergesetzt, die von weiblichen und männlichen Hauptfiguren angewendet werden, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Männern und Frauen beim Erinnern zu entdecken. Dabei wird auch erörtert, wie Assmanns Modelle der Vergangenheitsbewältigung literarisch behandelt und um die Modi von Astrid Erll erweitert werden.
In dem dritten Kapitel liegt der Fokus auf der Beziehung zwischen Raum und Gedächtnis in den ausgewählten Romanen. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf Räume in jedem Roman gelenkt, indem bestimmte Phänomene in jedem Raum wie Diskriminierung, Konflikte, Entgrenzung und der Opfer-Täter Dualismus dargelegt und untersucht werden.
In der Schlussbetrachtung werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst. Einige dieser Ergebnisse sind:
Traumatische Erlebnisse und Gedächtnisformen
In den drei Werken kommen traumatische Erlebnisse ganz klar vor, indem jede Hauptfigur von ihren traumatischen Erfahrungen erzählt. Bemerkenswert sind diese Erfahrungen mit Krieg und Gewalt verbunden. Dabei bezieht sich der Ich-Erzähler in Herkunft auf Kriege in Jugoslawien, Diskriminierung in Jugoslawien und in Deutschland und das Leben seiner Großmutter, während die Ich-Erzählerin in Der Russe ist einer, der Birken liebt den Pogrom in Baku und den Verlust ihrer Liebe in Deutschland thematisiert. Im selben Zusammenhang erwähnt Winterberg in Winterbergs letzte Reise verschiedene historische Ereignisse und Schlachten in Mitteleuropa und auch den Verlust und Verrat seiner Liebe. Zusätzlich zu Winterberg tritt Jan Kraus auf, der seine verlorene Liebe und seine traumatische Vergangenheit auch bedauert.
In Bezug auf Gedächtnisformen erscheinen das episodische und das kommunikative Gedächtnis in den drei Werken, während zusätzlich dazu das kulturelle Gedächtnis in Herkunft und Winterbergs letzte Reise zur Erscheinung kommt.
Geschlecht und Erinnerungsstrategien
In Bezug auf den Aspekt Geschlecht und Erinnerungsstrategien lässt sich bemerken, dass Herkunft und Der Russe ist einer, der Birken liebt über drei gemeinsame Erinnerungsstrategien verfügen, und zwar: direkte Fragen, Fotos und Personen, während Der Russe ist einer, der Birken liebt und Winterbergs letzte Reise eine gemeinsame Strategie besitzen, und zwar: Gespräche und Rede der anderen Figuren. Auf der anderen Seite teilen die drei Romane zwei Gemeinsamkeiten, und zwar: Fotos und Bilder und Elemente der Umgebung.
Während Unterschiede hauptsächlich von den Lebensumständen jeder Romanfigur abhängig sind, sind die vorherigen Gemeinsamkeiten von Männern und Frauen vorgestellt, was bedeutet, dass in diesen Romanen Geschlecht keinen großen Unterschied beim Erinnern macht, zumal, dass im Gegensatz zu der im ersten Kapitel erwähnten Theorie hier drei Männer (und nicht nur Frauen) das Erinnern übernehmen. Folglich sind Erinnern und Vergessen trotz ihrer geschlechtlichen Besonderheit am Ende und an erster Stelle menschliche Akte.
Literarische Fiktion von Assmanns Modellen der Vergangenheitsbewältigung in den ausgewählten Romanen
Von Assmanns Modellen der Vergangenheitsbewältigung teilen die drei Romane 2 Modelle: Erinnern, um niemals zu vergessen und Erinnern, um zu überwinden. In jedem Roman dienen sie unterschiedlichen Zwecken. In Herkunft zielt das Modell Erinnern, um niemals zu vergessen u. a. auf Dokumentation des eigenen Lebens des Ich-Erzählers und seiner Großmutter und Dokumentation der Kriegserlebnisse in Jugoslawien ab. Auf der anderen Seite kommt es bei dem Modell Erinnern, um zu überwinden manchmal zum temporären Überwinden ohne Erinnern, aber wenn der Ich-Erzähler sich erinnert, macht er das, damit er die letzte traurige Phase im Leben seiner dementen Großmutter überwinden kann.
In Der Russe ist einer, der Birken liebt dient das Modell Erinnern, um niemals zu vergessen der Dokumentation der Pogrome in Baku und dem Erinnern an den Holocaust und die zweite Intifada als Appell gegen Kriege. Bei dem Modell Erinnern, um zu überwinden ist die Ich-Erzählerin aber beim Überwinden ihrer traumatischen Vergangenheit zum Scheitern gebracht.
In Winterbergs letzte Reise dient das Modell Erinnern, um niemals zu vergessen dem Erinnern an verschiedene historische Ereignisse und der Dokumentation der Leiden der Juden wegen des Nationalsozialismus, während das Modell Erinnern, um zu überwinden Winterbergs und Kraus’ Akte des Erinnerns als Versuch des Überwindens ihrer Vergangenheiten thematisiert. Dabei erlebt Kraus ein erfolgreiches und gesundes Überwinden im Gegensatz zu Winterberg.
Bosnien als Erinnerungsraum gegen Diskriminierung in Herkunft
Mit Hinblick auf die Erinnerungsräume in Herkunft lässt es sich erschließen, dass Ort und Erinnern dabei der Darstellung der vergangenen Diskriminierung in Jugoslawien dienen. Und während persönliche Erinnerungsorte als Mittel zur relativen Darstellung der eigenen und persönlichen Geschichte des Ich-Erzählers vorkommen, legen historische Erinnerungsorte die Geschichte Jugoslawiens dar.
Baku als Raum der Konflikte und Entgrenzung in Der Russe ist einer, der Birken liebt
In Der Russe ist einer, der Birken liebt setzt man Ort und Erinnern ein, um Konflikte und Entgrenzung in Baku auszudrücken. Und indem persönliche Erinnerungsorte als Mittel zur Darstellung der eigenen Geschichte und der eigenen persönlichen Leiden und Traumata erscheinen, bringen historische Erinnerungsorte Gewalt in Baku und in Palästina zum Ausdruck.
Opfer-Täter Dualismus und die Zugfahrt in die Vergangenheit in Winterbergs letzte Reise
In Winterbergs letzte Reise dienen Ort und Erinnern der Thematisierung des Opfer-Täter Dualismus zusammenfassend im Laufe der Geschichte und der Darlegung der Leiden der Juden wegen des Nationalsozialismus. Außerdem helfen persönliche Erinnerungsorte beim Ausdruck der eigenen Geschichten von Winterberg und Kraus, während historische Erinnerungsorte als Mittel zur Darstellung der verschiedenen historischen Ereignisse in Mitteleuropa und zum Bewahren von deren Erinnerungen auftreten.
Zum Schluss lässt es sich erschließen, dass derselbe menschliche Akt (Erinnern) bei den Hauptfiguren in den drei Werken unterschiedlich wirkt. Bei dem Ich-Erzähler in Herkunft dient das Erinnern an die Vergangenheit der bloßen Dokumentation. Mascha in Der Russe ist einer, der Birken liebt und Winterberg in Winterbergs letzte Reise setzen aber Beispiele für Personen, die in der Vergangenheit gefesselt sind, während Kraus eine interessante Entwicklung aufzeigt, indem er von Winterbergs Fehlern lernt und seine Vergangenheit überwindet, um in der Gegenwart zu leben.